Sonntag, 6. Juli 2014

Zeitdruck und Holzgas



Zeitdruck und Holzgas

Diese Woche war der Hammer. Wir haben durchgehend an unserem Vergaser gearbeitet und teilweise weniger als fünf Stunden geschlafen. Es gab viele Rückschläge, aber am Samstag sollte alles belohnt werden.
Als erstes stand die Hochzeit unseres Holzvergasers an. Wir verbanden die Brennkammer mit der Außenhaut. Daniel kann mittlerweile richtig gut schweißen und seine Nähte sehen sauber aus. Der Preis dafür war eine neue Schutzgasflasche, denn die alte neigte sich dem Ende. Jetzt war der Vergaser an sich fertig. Um ihm einen sicheren Stand zu geben bekam er allerdings noch vier Füße.
Damit war das Monster aber noch nicht auf dem Hänger und dieser Schritt war schwierig. Aus Vierkantrohren schweißten wir einen massiven Rahmen. Auf ihm sollte unser Vergaser verschraubt werden. Zwei L-Profile befinden sich rechts und links und werden wiederum mit dem Hänger verschraubt.
Mit dem Bagger des Hofs hoben wir unser Baby auf den Anhänger und schraubten die Füße auf das Gestell. Nach vorne hin zogen wir noch eine Strebe, damit wir den Vergaser nicht auf der Rückbank haben, wenn wir bremsen.

Zyklon
Wir gerieten langsam unter Zeitdruck, weil wir noch einen Gaskühler, einen Zyklonfilter und einen Feststofffilter brauchten. Ein halber Tag ging für die Suche nach Teilen auf dem Schrottplatz flöten, ohne dass wir etwas Passendes fanden. Den Zyklon fertigten wir schließlich aus einem Aschestaubsauger und einem Blechrohr. Der Bottich des Stabsaugers ist durch Schnellspannverschlüsse verschließbar und dicht. Deshalb benutzten wir ihn.
Ein Zyklonfilter funktioniert, wie man anhand des Namens schon vermuten kann, durch Zentrifugalkraft. Sein größter Vorteil ist, dass man mit ihm Gas ohne Feststoffe reinigen kann. Er bremst den Gasfluss also weniger als der Feststofffilter und siebt die gröberen Partikel aus.
Einfach erklärt, wirbelt er die einströmende Luft zyklonartig in einem Rohr. Die festeren Partikel werden dabei von der Schwerkraft nach unten gezogen oder prallen gegen die Außenwand und fallen herab. Unten befindet sich dann ein breites Behältnis, um den Schmutz aufzufangen und dafür zu sorgen, dass er nicht erneut in den Luftstrohm gerät. In unserem Fall ist das der Behälter des Staubsaugers.
Leider verzog sich der Deckel als wir ihn mit der Zyklonröhre verbanden und hält jetzt nicht mehr dicht. Unsere vorläufige Lösung ist Klebeband.

Feststofffilter
Die Aufgabe des Feststofffilters ist es, die feinen Partikel vom Gas zu trennen. Er ist denkbar einfach konstruiert. In ein altes Fass ziehen wir mit Lochblech fünf Böden, die das Gas von unten bis oben durchlaufen muss. Auf jeder Ebene muss es durch Sägespäne oder Katzenstreu und verliert damit seine Partikel. Oben wird es dann abgegriffen und zum Auto weitergeleitet.
Ein Gaskühler muss her
Der Gaskühler war eine Herausforderung für uns. Trotz der langen Suche auf dem Schrottplatz fanden wir keinen passenden und bezahlbaren Ladeluftkühler. Die meisten Kühler, die heute im Auto verbaut werden, haben einen zu kleinen Durchmesser oder enthalten Komponenten aus Plastik. Der Eigenbau schien die einzige Lösung des Problems zu sein, denn wir waren uns einig, dass ein Heizkörper nicht genug kühlte.
Das Problem beim Eigenbau ist aber das Material gewesen. Woher sollten wir die sieben Meter Rohr nehmen, die wir brauchten. Kupferrohre aus dem Heizungsbereich schienen eine Lösung zu sein, aber Kupfer ist teuer.
Mittlerweile waren wir gut zwanzig Mal über den hofeigenen Schrottplatz gestreift und ich kannte jedes Teil. Dachte ich zumindest, aber wir sahen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Einen großen rostigen Heuwagen hatten wir immer vor unserer Nase gehabt aber nie wahrgenommen. Sicher, er stand etwas abseits und fiel durch seine grünen Querverstrebungen kaum auf, aber genau diese Streben waren perfekt. Es waren Rohre mit einem Durchmesser von ca. 2cm und 90 cm Länge. In einer Reihe angeordnet und auf die gleiche Länge gestutzt, entstand daraus der perfekte Gaskühler.

Stromausfälle und der NDR
Am Freitag wollte der NDR kommen und uns filmen, nachdem der Termin schon einmal verschoben worden war. Obwohl wir die Nacht durcharbeiteten und wenig schliefen, schafften wir es nicht, die Frist ein zu halten. Ein unglaublicher Rückschlag für uns. Wir hatten die zu bewältigenden Probleme unterschätzt und unser Arbeitstempo unterschätzt. Zu allem Unglück brannten auf dem Hof zweimal alle Sicherungen durch und wir konnten stundenlang nicht weiterarbeiten. Wir sind Klaus, dem Hofbesitzer, unglaublich dankbar, dass er trotz dieser Katastrophe zu uns hielt. Insgesamt haben wir bestimmt zehn Sicherungen verbraten und die Hausicherung musste vom Notdienst zweimal gewechselt werden.

Anfeuern
Trotz allen Unglücks und trotz aller Entbehrungen, die wir diese Woche über verkraften mussten, wurden wir gestern dafür entschädigt. Nachdem wir auf dem Hof doch noch ein passendes Gebläse gefunden  und unseren Vergaser zusammengebaut hatten, feuerten wir ihn an. Die Spannung stieg über die zwanzig Minuten der Anheizphase. Wir mussten ununterbrochen kurbeln, was zwar anstrengend aber machbar ist. Dann versuchten wir den Rauch (das Gas)anzuzünden, den wir produzierten. Es brannte! Ein tolles Gefühl, auch wenn das produzierte Gas kein Garant für die Funktionstüchtigkeit ist. Die Gasmenge muss schließlich zum Motor passen.
Dennoch hat uns dieser erste Test einiges gelehrt. Es ist zum Beispiel eine Heidenarbeit, die benötigte Holzmenge zu hacken. Nach einer Stunde hatte ich den Vergaser erst zu einem Drittel gefüllt und Daniel hatte schon zehn Kilo Holzkohle in ihm versenkt.
Außerdehm kondensiert unglaublich viel Wasser im Gaskühler und ein größeres Gefäß zum Auffangen muss her, aber diese vergleichsweise kleinen Probleme werden wir heute lösen.
Viel wichtiger ist uns heute aber die Verbindung mit dem Auto herzustellen. Wir können es alle nicht erwarten, dass der Wagen endlich mit Gas läuft. Wie gut das funktioniert und ob die produzierte Gasmenge zum Motor passt, wird sich dann herausstellen.

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