Zeitdruck und Holzgas
Diese Woche war der Hammer. Wir haben durchgehend an unserem Vergaser gearbeitet und teilweise weniger als fünf Stunden geschlafen. Es gab viele Rückschläge, aber am Samstag sollte alles belohnt werden.
Als erstes stand die Hochzeit unseres Holzvergasers an. Wir
verbanden die Brennkammer mit der Außenhaut. Daniel kann mittlerweile richtig
gut schweißen und seine Nähte sehen sauber aus. Der Preis dafür war eine neue
Schutzgasflasche, denn die alte neigte sich dem Ende. Jetzt war der Vergaser an
sich fertig. Um ihm einen sicheren Stand zu geben bekam er allerdings noch vier
Füße.
Damit war das Monster aber noch nicht auf dem Hänger und
dieser Schritt war schwierig. Aus Vierkantrohren schweißten wir einen massiven
Rahmen. Auf ihm sollte unser Vergaser verschraubt werden. Zwei L-Profile befinden
sich rechts und links und werden wiederum mit dem Hänger verschraubt.
Mit dem Bagger des Hofs hoben wir unser Baby auf den Anhänger
und schraubten die Füße auf das Gestell. Nach vorne hin zogen wir noch eine Strebe,
damit wir den Vergaser nicht auf der Rückbank haben, wenn wir bremsen.
Zyklon
Wir gerieten langsam unter Zeitdruck, weil wir noch einen Gaskühler,
einen Zyklonfilter und einen Feststofffilter brauchten. Ein halber Tag ging für
die Suche nach Teilen auf dem Schrottplatz flöten, ohne dass wir etwas Passendes
fanden. Den Zyklon fertigten wir schließlich aus einem Aschestaubsauger und einem
Blechrohr. Der Bottich des Stabsaugers ist durch Schnellspannverschlüsse
verschließbar und dicht. Deshalb benutzten wir ihn.
Ein Zyklonfilter funktioniert, wie man anhand des Namens
schon vermuten kann, durch Zentrifugalkraft. Sein größter Vorteil ist, dass man
mit ihm Gas ohne Feststoffe reinigen kann. Er bremst den Gasfluss also weniger
als der Feststofffilter und siebt die gröberen Partikel aus.
Einfach erklärt, wirbelt er die einströmende Luft zyklonartig
in einem Rohr. Die festeren Partikel werden dabei von der Schwerkraft nach
unten gezogen oder prallen gegen die Außenwand und fallen herab. Unten befindet
sich dann ein breites Behältnis, um den Schmutz aufzufangen und dafür zu sorgen,
dass er nicht erneut in den Luftstrohm gerät. In unserem Fall ist das der
Behälter des Staubsaugers.
Leider verzog sich der Deckel als wir ihn mit der Zyklonröhre
verbanden und hält jetzt nicht mehr dicht. Unsere vorläufige Lösung ist
Klebeband.
Feststofffilter
Die Aufgabe des Feststofffilters ist es, die feinen Partikel
vom Gas zu trennen. Er ist denkbar einfach konstruiert. In ein altes Fass
ziehen wir mit Lochblech fünf Böden, die das Gas von unten bis oben durchlaufen
muss. Auf jeder Ebene muss es durch Sägespäne oder Katzenstreu und verliert
damit seine Partikel. Oben wird es dann abgegriffen und zum Auto weitergeleitet.
Ein Gaskühler muss her
Der Gaskühler war eine Herausforderung für uns. Trotz der
langen Suche auf dem Schrottplatz fanden wir keinen passenden und bezahlbaren Ladeluftkühler.
Die meisten Kühler, die heute im Auto verbaut werden, haben einen zu kleinen
Durchmesser oder enthalten Komponenten aus Plastik. Der Eigenbau schien die
einzige Lösung des Problems zu sein, denn wir waren uns einig, dass ein
Heizkörper nicht genug kühlte.
Das Problem beim Eigenbau ist aber das Material gewesen.
Woher sollten wir die sieben Meter Rohr nehmen, die wir brauchten. Kupferrohre
aus dem Heizungsbereich schienen eine Lösung zu sein, aber Kupfer ist teuer.
Mittlerweile waren wir gut zwanzig Mal über den hofeigenen Schrottplatz
gestreift und ich kannte jedes Teil. Dachte ich zumindest, aber wir sahen den
Wald vor lauter Bäumen nicht. Einen großen rostigen Heuwagen hatten wir immer
vor unserer Nase gehabt aber nie wahrgenommen. Sicher, er stand etwas abseits
und fiel durch seine grünen Querverstrebungen kaum auf, aber genau diese
Streben waren perfekt. Es waren Rohre mit einem Durchmesser von ca. 2cm und 90
cm Länge. In einer Reihe angeordnet und auf die gleiche Länge gestutzt, entstand
daraus der perfekte Gaskühler.
Stromausfälle und der
NDR
Am Freitag wollte der NDR kommen und uns filmen, nachdem der
Termin schon einmal verschoben worden war. Obwohl wir die Nacht durcharbeiteten
und wenig schliefen, schafften wir es nicht, die Frist ein zu halten. Ein
unglaublicher Rückschlag für uns. Wir hatten die zu bewältigenden Probleme unterschätzt
und unser Arbeitstempo unterschätzt. Zu allem Unglück brannten auf dem Hof
zweimal alle Sicherungen durch und wir konnten stundenlang nicht
weiterarbeiten. Wir sind Klaus, dem Hofbesitzer, unglaublich dankbar, dass er trotz
dieser Katastrophe zu uns hielt. Insgesamt haben wir bestimmt zehn Sicherungen verbraten
und die Hausicherung musste vom Notdienst zweimal gewechselt werden.
Anfeuern
Trotz allen Unglücks und trotz aller Entbehrungen, die wir
diese Woche über verkraften mussten, wurden wir gestern dafür entschädigt.
Nachdem wir auf dem Hof doch noch ein passendes Gebläse gefunden und
unseren Vergaser zusammengebaut hatten, feuerten wir ihn an. Die Spannung stieg
über die zwanzig Minuten der Anheizphase. Wir mussten ununterbrochen kurbeln,
was zwar anstrengend aber machbar ist. Dann versuchten wir den Rauch (das Gas)anzuzünden,
den wir produzierten. Es brannte! Ein tolles Gefühl, auch wenn das produzierte
Gas kein Garant für die Funktionstüchtigkeit ist. Die Gasmenge muss schließlich
zum Motor passen.
Dennoch hat uns dieser erste Test einiges gelehrt. Es ist zum
Beispiel eine Heidenarbeit, die benötigte Holzmenge zu hacken. Nach einer Stunde
hatte ich den Vergaser erst zu einem Drittel gefüllt und Daniel hatte schon
zehn Kilo Holzkohle in ihm versenkt.
Außerdehm kondensiert unglaublich viel Wasser im Gaskühler
und ein größeres Gefäß zum Auffangen muss her, aber diese vergleichsweise
kleinen Probleme werden wir heute lösen.
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