Montag, 21. Juli 2014

Skoda auf dem Jahrmarkt



Skoda auf dem Jahrmarkt

Es ist der 13. Tag und wir sind bei 2097 km. Mittlerweile wurden wir wieder zweimal von der Polizei angehalten, haben auf einem tschechischen Jahrmarkt für Aufsehen gesorgt und wieder am Auto geschraubt.

In Bavorov beschloss Daniel spontan, einen tschechischen Anhalter aufzusammeln. Es war ein lustiger Geselle, der uns unterhielt und ständig Witze riss. Flo und Daniel saßen vorne und der Anhalter, ein Holzsack und ich teilten uns die Rückbank. Es war schwierig ihm zu erklären, wie unser Auto funktionierte und warum wir bei jeder Steigung langsamer wurden. Anfangs versuchte er uns davon zu überzeugen, dass unser Auto kaputt sei. Er schien aber froh zu sein, dass überhaupt jemand mitgenommen hatte, zumal alle 5 Minuten sein Handy klingelte, weil seine Frau anrief.

Als uns dann ein Polizeiwagen entgegenkam, wurde er plötzlich still. Wie immer staunten die Beamten nicht schlecht, fuhren aber an uns vorbei ohne etwas zu unternehmen. Wir grinsten uns an und unser Anhalter fing prompt wieder an, seine Späße zu machen. Ziel seines Spotts waren natürlich die Beamten. Die Stimmung kippte wieder, als die Polizei plötzlich hinter uns war und uns anhielt. Die Beamtin, die zu uns ans Fenster trat, konnte mit unseren deutschen Papieren jedoch nichts anfangen. Offenbar ist es der tschechischen Polizei nicht möglich gewesen uns zu überprüfen. Ihr Kollege winkte nur ab und sagte etwas zu ihr. Das Argument schien zu sein: "wenn das in Deutschland legal ist, dann ist es das hier auch". Die Frau gab uns unsere Papiere zurück und wollte uns gerade entlassen, da fiel ihrem Kollegen noch etwas ein. In gebrochenem Deutsch fragte er nach Sicherheitsgurten, worauf wir ihm mit Händen und Füßen erklärten, dass die Autos von damals keine hatten. Er nickte alles ab und wir durften weiterfahren. Die ganze Kontrolle hatte nicht mehr als 2 Minuten gedauert.

Unser Anhalter konnte sich kaum noch beherrschen und das Wort "Sicherheitsgurt" wurde zum neuen Runninggag. Weil sich unser Gast ja so prächtig amüsierte, beschlossen wir ihn unsererseits etwas auf die Schippe zu nehmen. Der Vergaser bedurfte wieder seiner Pflege und wir hatten kein gehacktes Holz mehr. Wir fuhren also rechts ran und nahmen den Holzsack vom Rücksitz. Ich kramte zwei Äxte aus dem Kofferraum und drückte ihm eine in die Hand. Etwas verdutzt fing er an mit mir Holz zu hacken. Als Flo den Holzvergaser vollfüllte und wir weiterfahren konnten, war er erleichtert. Er hatte geglaubt, dass wir den ganzen Sack leer hacken müssten.



Wir kampierten an diesem Abend an einem Waldweg. Morgens wurden wir wie üblich von der Sonne geweckt, die unser Zelt in eine Sauna verwandelt. Mittlerweile haben wir uns ja ein ständiges Publikum gewöhnt, aber so früh am Morgen hatten wir mit niemandem gerechnet. Ich verließ als erster das Zelt und wollte gerade das Frühstück vorbereiten, als ein paar tschechische Radfahrer an uns vorbei fuhren und prompt anhielten. Es gab die üblichen Fragen aber auch eine Überraschung. Einer aus der Gruppe sagte mir, dass er Maler sei, und dass er unsere Maschine malen wollte.

Als die Jungs aufgestanden waren hatten wir wieder unseren Spaß und amüsierten uns darüber, dass unser Schrotthaufen jetzt schon Künstler inspiriert. Ich habe die Webadresse des Ateliers und werde das Foto verlinken, wenn es wirklich ein Kunstwerk ist.

Unser Skoda hat jetzt eine neue Benzinpumpe. Schon seitdem wir losgefahren sind, macht unsere Pumpe Probleme. Die Handbetätigung pumpt nicht zuverlässig und fördert immer wieder Luft. Die Handbetätigung ist aber sehr wichtig für uns, weil wir zum Starten mit Holzgas eine volle Schwimmerkammer brauchen. Wie wir zu unserer neuen Pumpe kamen, ist wieder eine ganz eigene Geschichte.

Gestern erlebten wir zum ersten Mal einen Stau auf einer tschechischen Landstraße schon als wir an das Stauende heranfuhren, sahen wir den Feldweg, der rechts einen Hang hinauf führte. Oberhalb gab es eine Straße, die parallel zu unserer verlief. Es war unwahrscheinlich, dass der Stau so umgangen werden konnte aber wir hatten einen Plan B. Wenn wir dort oben nicht weiter gekommen wären, hätten wir dort die Zeit mit Holzhacken überbrückt. Zielstrebig überholten wir ein paar wartende Autos und schlugen uns rechts den Berg hinauf. Zu unserer Belustigung folgten uns gleich vier Fahrzeuge.

Es geschah was geschehen musste: Auf der letzten fünf Metern vor der Straße wurde der Weg extrem steil. Mit Holzgas schafften wir der Anstieg nicht, obwohl Flo und ich nach Kräften schoben.



Es war nicht weiter schlimm, denn im Grunde mussten wir nur auf Benzin umschalten, aber unsere Benzinpumpe spielte nicht mit. Ein Ehepaar aus einem der folgenden Autos stieg aus und half uns schieben. 2 Minuten später wurden wir von einem Einheimischen den Berg hochgezogen. Er schleppte uns in ein kleines Bergdorf auf einen großen Platz, wo wir wenden konnten. Wenn wir ein Problem mit dem Motor hätten, könnten wir in der Werkstatt gegenüber nachfragen. Dort kenne man sich mit Veteranen aus.



Natürlich nutzen wir die Gelegenheit und die vermeintlich kleine Werkstatt entpuppte sich als ein wahrer Diamant. Die zwei Brüder, die dort arbeiteten, restaurierten vor allem Skodas. Sie hatten bestimmt zehn von unseren Motoren auf Lager und unter anderem auch einen komplett restaurierten Octavia. Die Autos sahen allesamt perfekt aus. Dort eine passende Pumpe zu bekommen war kein Problem, und unser undichter Kühlerdeckel wurde auch gleich ausgetauscht. Das Beste allerdings waren die Berge von Hackschnitzel in der Scheune. Das Holz ist in der Größe zwar nicht perfekt und unser Vergaser fährt damit nicht lange, aber wir sparen uns das kleinhacken. In der Scheune durften wir uns bedienen und unseren Holzdurst stillen.



An diesem Tag war es mit den Überraschungen aber noch nicht zu Ende. Kurz vor der deutschen Grenze endete unsere Fahrt plötzlich vor einem Gatter. Mitten im Dorf war die Straße gesperrt. Wir hatten bereits Erfahrung mit gesperrten Straßen in Tschechien und hatten uns immer erfolgreich über sie hinweg gesetzt. Meistens waren die Straßen trotz Sperrung befahrbar. Hier gab es zwar keine Einheimischen, die sich ebenfalls über die Verbote hinwegsetzen, aber mittlerweile waren wir mutig genug es auf eigene Faust zu probieren. Zusätzlich motivierte uns das Fehlen eines "Befahren strafbar"-Schildes, das es sonst immer gibt. Wir schoben also das Gatter beiseite.

Hinter der nächsten Ecke begriffen wird dann aber, dass es keine Bauarbeiten gab. Vor uns lag ein Jahrmarkt. Wir beschlossen es darauf ankommen zu lassen und fuhren weiter. Tatsächlich wurden Ballonsständer und Auslagen bereitwillig für uns beiseite geräumt. Alle Blicke ruhten auf uns und ein voll besetztes Bierzelt sah uns dabei zu, wie wir uns unseren Weg bahnten. Es ging alles glatt. Ob man uns für eine Attraktion hielt und uns deshalb Platz schaffte weiß ich nicht, aber mit einem normalen Auto hätte es bestimmt nicht so reibungslos funktioniert.





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